Griechen und europäisches Mittelmeer


Figur einer stehenden Frau

böotisch, um 300 v. Chr., Höhe ca. 195 mm, 

Terrakotta


Stehende Frau mit Chiton aus rotbraunem, gemagertem Ton. Die Vorderseite der Figur wurde mit Hilfe einer Matritze geformt, dorsal wurde sie frei modelliert. Das Brennloch wurde in Form eines Rechtecks eingeschnitten. In den Vertiefungen des Gewandes und des Gesichtes sind Rudimente der ehemlas weißen Grundierung (Engobe) erhalten. Reste der ehemals polychromen Bemalung lassen sich unter UV-Licht nur im Gesicht sowie bilateral erahnen. Die Stehende stützt sich mit der linken Hand und hochgesetztem Standbein locker an eine sinistral platzierte, niedrige Säule. Die Lockerheit wird noch verstärkt durch den entblößten rechten Arm, den sie angewinkelt dextral auf der Hüfte aufstützt. Der Chiton ist bis auf die halbe Höhe des rechten Armes abgerutscht und gibt die rechte Brust komplett frei. Ebenfalls frei präsentiert sich das Spielbein, das der Chiton nur bis zum Oberschenkel bedeckt. Die Haltung der Dame erscheint somit derart lasziv, dass man sie schon als frivole Sorglosigkeit ansprechen kann. Der leicht nach links geneigte Kopf verstärkt diese schwingende Bewegung, die das Stück deutlich von den Typen der archaischen und klassischen Epochen unterscheidet, die stets statisch dargestellt werden. Das gelockte Haar wird von einem Sonnenhut bedeckt, unter dessen Krempe runde Ohrringe angedeutet sind. Die hohl gearbeitete Figur ruht auf einem plankonvexen Sockel, war mittig verlustfrei gebrochen und amateurhaft mit Knochenleim geklebt. Diesen Entfernte der Kölner Restaurator Christof Pettenberg und fügte das Objekt wieder fachmännisch zusammen. 


Referenz:

Zimmer/Kriseleit u.a. "Bürgerwelten - Hellenistische Tonfiguren und Nachschöpfungen im 19. Jhd.", Zabern 1994, Nr. 30 & 93;  F.W. Hamdorf (Hrsg.) "Hauch des Prometheus - Meisterwerke in Ton", München 1996, Seite 126 & 134; U.Sinn "Anrike Terrakotten", Kassel 1975, Tafel 2 & 18;  Cahn-Auktionen AG Auktion 5/2005 Nr. 131; Galerie G.Puhze "Kunst der Antike Katalog 27" Nr.54; E.Paul "Antike Welt in Ton" Tafel 39, Nr. 162;  U.Gehring "Antiken aus Berliner Privatbesitz" Katalog, Berlin 1975, Objekt 277; Katja Sporn (Hrsg.) "Europas Spiegel - Die Antikensammlung im Suermondt-Ludwig-Museum Aachen", Wiesbaden 2005, Nr. 243; N.Kunisch "Antiken der Sammlung C. & M.Funcke", Bochum 1972, Nr.25; Cahn Auktionen AG Auktion 5/2010 Nr.297;


Provenienz:  

erworben 2020 bei "Hermes Antik"/G.Pohl, davor erworben im Mainzer Kunsthandel, dort eingeliefert aus dem Nachlass eines in den 90er Jahren des 20. Jhds. gestorbenen Privatsammlers, 


Figur einer thronenden Demeter

böotisch, rhodisch oder tarentinisch,  ausgehendes 6. bis 5. Jhd.v. Chr., Höhe ca. 160 mm, 

Terrakotta


Thronende Demeter aus rotbraunem, gemagertem, glimmerhaltigem Ton. Die Vorderseite der Figur wurde mit Hilfe einer Matritze geformt, die Rückseite frei modelliert. Das gilt auch für das runde Brennloch, welches nicht geschnitten wurde. Im Gegensatz zu vielen analogen Figuren, wurde beim vorliegenden Objekt der Sitz (Thron) nit mit modelliert. Es ist davon auszugehen, dass dieser aus organischem Material separat gefertigt wurde. In den Vertiefungen des Gewandes und des Gesichtes sind Rudimente der ehemals weißen Grundierung erhalten. Reste der ehemlas polychromen Bemalung lassen sich unter UV-Licht nur in den temporalen Bereichen des Gesichtes erahnen. Die Thronende sitzt in gelöster Haltung, die Hände ruhen auf den Knien, in der rechten Hand hält sie einen Apfel. Die Fußspitzen sind parallel ausgestellt und ragen unter dem Saum des Gewandes hervor. Bekleidet ist sie mit einem schulterfreien, leichten Chiton, der bis zum Boden reicht. Ein Mantel aus schwerem Stoff ist über die linke Schulter geworfen und führt von dort aus weiter zur rechten Hüfte, wobei dieser den linken Arm bedeckt. Der Rechte Arm präsentiert sich unbekleidet. Das mittelgescheitelte Haar wird von einem Polos gekrönt. Publizierte Fundumstände belegen, dass diese Tonfiguren sowohl Bestandteil des häuslichen Lebens waren als auch in der Sepulkralkultur Verwendung fanden. Ob der ähnlichen Morphologie tarentinischer, rhodischer sowie böotischer Thronenden, läßt sich das vorliegende Stück nicht seriös einem der drei Herkunftsregionen zuordnen. Dazu benötigte man den Fundort, der aber nicht überliefert ist. Das Motiv der Thronenden wurde später von den Römern adaptiert und findet sich bis in die ausgehende Kaiserzeit in den nördlichen Provinzen als Matronen oder Muttergöttinen, übertragen in den römischen Götterkanon, findet sich Demeter als Göttin Ceres.


Referenz:

E.Paul "Antike Welt in Ton" Tafel 25, Nr. 28ff.; P.Blome "Antikenmuseum Basel & Sammlung Ludwig - Orient und frühes Griechenland" 1990, Nr.166; Cahn-Auktionen AG Auktion 2/2007 Nr.299; Galerie G.Puhze "Kunst der Antike Katalog 24" Nr.46; Sotheby`s "Antiquities from the Erlenmeyer-Collection" Auktion 9.Juli 1990 Nr.51ff.; A.v.Heyden "Die Tracht der Kulturvölker Europas vom Zeitalter Homers bis zum Beginn des 19. Jhds." Berlin 1889, Seite 5ff.;  E.Klepper "Das Büchlein der Gewandung von der Frühzeit bis zum Ausgang der Antike" Berlin 1963, Seite 35 & 98; E.Paul (Hrsg.) "Sponsoren des Antikenmuseums - Gestern und heute" Leipzig o.J., Seite 31; F.W.Hamdorf (Hrasg.) "Hauch des Prometheus - Meisterwerke in Ton" München 1996, Seite 46ff.; U.Sinn "Antike Terrakotten" Kassel 1975, Tafel 13 & 14; U.Gehring "Antiken aus Berliner Privatbesitz" Katalog, Berlin 1975, Objekt 150ff.; K.Sporn (Hrsg.) "Europas Spiegel - Die Antikensammlung im Suermondt-Ludwig-Museum Aachen" Wiesbaden 2005, Nr. 195;


Provenienz:  

erworben 2020 bei "Hermes Antik"/G.Pohl, davor erworben im Mainzer Kunsthandel, dort eingeliefert aus dem Nachlass eines in den 90er Jahren des 20. Jhds. gestorbenen Privatsammlers, 

Thronende Göttin - Athen

spätarchaisch - hochklassich,  Ende 6. - frühes 5. Jhd.v. Chr., Höhe ca. 128 mm, 

Terrakotta, 


Terrakotte einer sitzenden Göttin mit auf den Knien ruhenden Armen und Händen. Der detailliert ausgearbeitete Kopf ist mit einer Stephane besetzt und zeigt eine Frisur aus Buckellocken sowie einen Schleier. Die bis auf die Brüste nur rudimentär ausgeführte Silhouette deutet auf das Tragen eines Peplos hin, wobei auch ein Chiton möglich ist. Die füße ruhen auf einer Platte. Die Lehne des Throns weist links und rechts je eine für diesen Typ übliche  Auswölbung auf, was zur Benennung als s.g. "Flügelthron" führte.


Dieser Terrakottentyp ist sehr zahlreich in Athen gefunden worden und war ursprünglich reich bemalt. Die überwiegend betont rot gefassten Exemplare von Funden auf dem Gelände der Akropolis, welche mitunter noch Attribute tragen, stellt die Stadtgöttin Athena dar. Die weiteren, oft in Gräbern, insbesondere denen von Kindern, gefundenen Exemplare werden meist als eine allumfassende Beschützerin, Mutter- bzw. Erdengöttin interpretiert bzw. direkt als Demeter angesprochen.


Referenz:

vgl.: Museum of Fine Arts Houston Inv.: 37.16; MET 59.48.3; Museum of Fine Arts Budapest Inv.: T.52; Michael C. Carlos Museum Obj.: 2000.006.003; The Acropolis Museum NA1957An26; Kerameikos Taf. 15 Nr. 65 & Taf. 17 Nr. 71; Antikenmuseum Berlin Nr. 151; E. Rohde Nr. 12; R.A. Higgins, 1967, Nr. 655ff. Taf. 85;


Provenienz:  

erworben 2023 im europ. Kunsthandel, davor in deutscher Privatsammlung G.H., dahinein erworben um 2004 aus der ehem. Sammlung des Weinbauhistorikers Friedrich v. Bassermann-Jordan (Sammlungs-Nr.: 001957)

"Hydrophore" / Wasserträgerin

süditalisch,  4. Jhd.v. Chr., Höhe ca. 144 mm, 

Terrakotta, Bruch im Halsbereich restauriert,


Stehende Frau aus rotbraunem gemagertem Ton, geformt aus einer Matrize. Sie trägt einen knöchellangem Chiton und darüber einen zur linken Seite offenen, an der Schulter befestigten Himation. Mit dem rechten Arm hält sie ein Gefäß  auf dem Kopf, der linke Arm ist hinter die Hüft gelegt. Die Figur steht auf einem kleinen Podest. Auf der Oberfläche befinden sich Reste der ehemals weißen Grundierung sowie Rudimente von roter Farbe im Bereich des Kopfes. 


Referenz:

vgl.: Staatl. Museen Berlin - Antikensammlung Inv. TC6862; F. Winter II 1903 157.7; J.-A. Dieckmann et al 2021, Kat.-Nr.33;


Provenienz:  

erworben 2021 im britischen Kunsthandel, davor in britischer Privatsammlung 


Literatur:

F. Winter "Die Typen der figürlichen Terrakotten II" Berlin 1903; J.-A. Dickmann "Der Ton macht die Figur" 2021;

Vierblattaryballos

spätkorinthisch I,  Anfang - Mitte 6. Jhd.v. Chr., Höhe ca. 85mm, Ton


Aryballos mit flacher, bauchiger Form ohne ausgeprägte Standfläche. Der breite, zur Mündung hin leicht abfallende Mündungsteller mit tief herabgezogenem  Rand ist an der Schulter durch einen breiten Bandhenkel verbunden. Das überwiegend tongrundige Gefäß ist mit einem in rotbrauner Farbe ausgeführtem Vierblattmotiv geschmückt. Große lanzettförmige, diagonal angeordnete Blätter schließen an den Seiten lotosblütenartige Ornamente zwischen sich ein, dazu oben ein"Kamm-Motiv" und am Boden ein aus drei Zungen bestehendes Palmettenmotiv. Auf der Rückseite finden sich drei sternförmig gekreuzte lanzettförmige Blätter. Auf dem Mündungsteller läuft eine konzentrische dunkelbraune Linie ebenso wie um den Mündungsteller. 


Provenienz:

erworben 2022 im deutschen Kunsthandel, davor in Privatsammlung M.Z./Süddeutschland



Referenz:  

CVA Stuttgart 1 S. 18/10, Tafel 12/10; CVA Stockholm 1 S.26/4-6, Tafel 9/4-6; CVA Finnland plate 9 no. 2,3 plate 10 no. 1-3; CVA Deutschland 42 Mainz 1 Tafel 18/8; MET Inv.-Nr.: 41.162.165; CVA USA 1 Gallatin Collection plate2/2; J. Boardman 1998, S.190 Nr. 368;


Literatur:

J. Boardman "Early greek vase painting! London 1998;

Alabastron

italo-korinthisch, 6. Jhd. v. Chr.,  Höhe ca. 82mm, beiger Ton, intakt

 

Der schlauchförmige Gefäßkörper mit flachgerundetem Boden verjüngt sich zu einem kurzen Hals. Darauf sitzt die tellerartige Lippe. Eine Tonwulst, nur eine kleine Bohrung freilassend, verbindet deren

Rand mit dem Hals. Die Unterseite ist mit einer Zentriereinbuchtung versehen.

Dekor: Um den Gefäßkörper laufen oben und unten zwei Bänder, die aus einem braunen und zwei schwarzen Linien bestehen. Dazwischen liegen sechs schwarze Punktreihen. Am Hals ein schwarzes vertikales Zungen-frieß. Der Mündungsansatz ist ebenso wie der Lippenrand dunkelbraun gehalten. Dazwischen läuft ein breiterer brauner konzentrischer Kreis. Auf dem Henkel sind vier dunkelbraune Punkte aufgemalt.


Provenienz: erworben 2023 im deutschen Kunsthandel, davor in Privatsammlung M.Z. 


Referenz: CVA Finland 1 Nr. 182 pl. 67 No. 6; CVA - Stockholm 1. S. 18 / 5; P. 3 / 5; CVA - Stuttgart 1, S. 49 / 5; T. 43 / 5; M.-H. Santrot 2004 S. 86 / 56; F. De Ruyt &T.Hackens 1974 S. 39 /6; British Museum Inv.-Nr.: 1864,1007.1422; Syracuse University Art Museum Inv.-Nr.: 1965.0172;


Literatur: M.-H. Santrot "Vases en voyage - de la Grèce à l'Etrurie" Paris 2004; F. De Ruyt & T. Hackens "Vases Grecs, italiotes et étrusques de la collection Abbé Mignot"  Louvain 1974;

Spitzaryballos

italo-korinthisch, ca. 620-580 v. Chr.,  Höhe ca. 100mm, beiger Ton, intakt

 

Das birnenförmige Salbgefäß ist auf einem kleinen Ringwulst mit einer Zentriereinbuchtung aufgebaut. Die stark eingezogene Schulter geht in einen kurzen Hals mit tellerartiger, nach unten leicht überhängender Lippe über. Ein kurzer Bandhenkel verbindet die Lippe mit der Schulter.

Dekor: Der untere Bereich über dem Standwulst ist dunkelbraun gehalten, darüber ein schmales braunes Band.

Unter der Schulter umlaufen den Gefäßkörper alternierend drei schwarze und zwei rotbraune Bänder. Am Hals-ansatz läuft, die Henkelzone aussparend, eine braune Linie. Auf der Schulter liegt ein feiner Zungenfrieß. Um die Mündung laufen zwei dünne Linien und auf der Lippe ein breiter, schwarz eingefasster, rotbrauner Kreis.

Der Henkel ist mit drei braunen Querstrichen verziert.


Provenienz: erworben 2023 im deutschen Kunsthandel, davor in Privatsammlung M.Z. 


Referenz: CVA Finland 1 Nr. 179 pl. 67 No. 3; Museum f. Kunst & Gewerbe Hamburg - Etrusker 1988 S. 282-284 / 18 u. 21; B. Andrea 2004 S.71 1/86; E. Papuci-Wladyka 1989, S. 63 / 123-124; P. XLI / 123-124; K. Welck; R. Stupperich (Hrsg.) 1996 S.95 Abb. 23; M.T. Falconi Amorelli 1987, S. 14 / 36; T. XIX / 36a-b; G. Paolucci 1997 S.29 /14; MET Inv.-Nr.: 96.9.14; CVA Leipzig 1 S. 32 Taf. 22,4; Antikenmuseum Uni Leipzig Inv.-Nr.: 23.09.2016;


Literatur: Museum f. Kunst & Gewerbe Hamburg "Etrusker in der Toskana - Etruskische Gräber der Frühzeit" Firenze 1988;

B. Andrea  "Die Etrusker - Luxus für das Jenseits" München 2004; E. Papuci-Wladyka "Corinthian and italo-corinthian pottery from the polish collections" Krakau 1989; K. Welck; R. Stupperich (Hrsg.) "Italien vor den Römern" Mainz 1996; 

M.T. Falconi Amorelli (a.c.d.) "La Collezione Borgia" Roma 1987; G. Paolucci "City Archeological Museum of Thermal Waters Chianciano Therme" Siena 1997;

Attischer  Teller

5. Jhd. v. Chr., Durchm. 177mm, Höhe 45mm, rötl. Ton, schwarzer Glanztonüberzug, einige Sinterauflagen, 

 

Der kreisförmige Teller steht auf einem zylindrischen, profilierten, innen eingetieften Standring. Er besitzt einen schmalen Mündungsrand, der durch einen flachen Absatz hervorgehoben ist und nach innen eine leichte Hohlkehle besitzt. Der ganze Teller ist mit schwarzem Glanzton überzogen. Das tongrundig belassene Standringinnere weist zwei Kreise aus schwarzem Glanzton auf.


Referenz: F.S. Knauß & J.Gebauer "Black is Beautiful- Griechische Glanztonkeramik", München 2019, vgl.: Nr.163-167;


Provenienz: erworben 2020 bei "Hermes-Antik"/G.Pohl, davor in Privatsammlung M.Z. 

weiblicher Kopf

hellenistisch, Ende 4. - 3. Jhd. v. Chr., Höhe 65mm, Terrakotta


Von Hand modellierter Terrakottakopf aus hellenistischer Zeit. Unterhalb der Ohren zwei kugelige Auswölbungen, welche vermitlich größere Ohrringe darstellen. Die fein gearbeitete´Frisur ist im vorderen Bereich zu einem nach hinten frisierten Wulst geformt, oberhalb der Stirn ist dieser Wulst stark nach oben gezogen. Der hinterkopf mit flach angelegten Haaren. Die Gesichtszüge sind sehr deutlich ausmodelliert und gut erkennbar. Unterhalb des Halses gebrochen.


Provenienz:  

erworben 2020 bei "Hermes-Antik"/G.Pohl


Referenz: 

Für den Stil: vgl.: Kerameikos - Terrakotten Nr. 413, Tafel 72 Nr. 4


Literatur:

Barbara Vierneisel-Schlörb (Autor) und DAI Kerameikos Ergebnisse der Ausgrabungen Band 15  "Kerameikos - Die figürlichen Terrakotten griechischer Zeit" 1998


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